Kumite – Hand in Hand mit dem Gegner

(von Marc Janott, Juni 2015, überarbeitet Juni 2016)

Teil 4 von 8: Kata-Wettkampf Bunkai-Kumite

Die andere Wettkampf-Disziplin im Karate neben dem Wettkampf-Kumite ist Kata.

Bei Kata-Einzel-Wettbewerben geht es vor allem um die überzeugende Darbietung der Karate-Katas. In Kata-Team-Wettbewerben müssen die drei Team-Mitglieder ihre Bewegungen außerdem synchronisieren.

In den Team-Kata Medaillenkämpfen muss das Team zusätzlich eine choregraphierte Kampf-Show aufführen, die auf der Technikfolge der Kata basiert. Dies ist der Kumite-Teil ihrer Kata-Darbietung.

Die offizielle Bezeichnung für diese Art Kumite, wie sie von der World Karate Federation (WKF) in ihrem Karate-Wettkampf-Regelwerk verwendet wird, ist bunkai.

Dieser Ausdruck ergibt in diesem Zusammenhang schon irgendwie Sinn, und wenn der Zusammenhang klar ist, bin ich auch voll und ganz einverstanden, es einfach Bunkai zu nennen.

Wenn wir uns andererseits mit Karate-Leuten unterhalten, die Kata nicht ausschließlich für den Turniersport trainieren, so empfehle ich, dass wir diese Disziplin als Kata-Wettkampf Bunkai-Kumite oder „Wettkampf-Bunkai“ bezeichnen.

Warum? – Weil das Wort Bunkai (分解) tatsächlich „Analyse“ bedeutet, also ein Verfahren, um Erkenntnis zu erlangen, in dem man etwas zerlegt und so dessen Struktur und Bedeutung versteht. Das Ziel ist also die Vermehrung von Wissen.

Die spektakulären athletischen Kampf-Stunts, welche im Kata-Sport zurzeit üblich sind, haben das völlig andere Ziel, Punkte zu erzielen und das Publikum zu begeistern. Eine solche faszinierende Stunt-Show macht einfach Spaß.

Obwohl die Regeln besagen, dass „Kata kein Tanz oder Theaterstück [ist]. […] Sie muss kämpferisch realistisch sein“, wird dieses Kriterium nahezu vollständig vernachlässigt. Mehr Gewicht wird auf die anderen, mehr athletischen Kriterien gelegt:

  • Die Kata-Darbietung muss „Konzentration, Kraft und potentielle Trefferwirkung in den Techniken zeigen.
  • Sie muss Stärke, Kraft und Schnelligkeit demonstrieren —
  • genauso wie Anmut, Rhythmus und Gleichgewicht.“

Dies spiegelt sich wider in den beliebten auffälligen Techniken aus langer Distanz, den hohen Tritten oder Doppel-Sprungtritten, die für den Effekt hinzugefügt werden, während die eigentlichen Kata-Bewegungen sehr oft nur noch genutzt werden, um die Darbietung zu strukturieren.

Wie auch immer, Kata-Wettkampf-Bunkai ist eine Kampf-Übung , in der die Partner zusammenarbeiten. Somit ist es nach der Definition eine Art Kumite.

Im Karate-Breitensportbereich würden wir von den Trainierenden nicht erwarten, solch spektakuläre Stunts hinzulegen, wie es die Top-Athlethen tun. Gleichwohl wird „Kata-Bunkai“ häufig nach dem Konzept des Wettkampf-Bunkai-Kumite unterrichtet:

  • Einzelne Abschnitte aus der Kata dienen als Vorlage für Partnerübungen (Kumite).
  • Die Angreifer verharren in ihrer Position, nachdem sie ihren Angriff aus der langen Distanz mit einer schönen Karate-Technik ausgeführt haben, so dass
  • der Verteidiger seine Block-/Konter-Kombinationen aus der ebenso langen Distanz schön und präzise ausführen kann.

Diese Art Training bietet eine großartige Möglichkeit, manchmal sehr anspruchsvolle motor-koordinative Aufgaben gemeinsam mit einem Trainingspartner zu üben. Sie können oft sehr kraftvoll, und trotzdem ohne Verletzungsrisiko ausgeführt werden.